 "Eingewickelt" 1990
 "Flügel" 1990
 "Umschlungen" 1990
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Schatten und Ornament.Von Reinhard Fritz, München im September 2024
Diese schon damals so betitelte Werkgruppe um das Jahr
1990 besteht aus etwa zwei Dutzend Arbeiten
auf Büttenpapier, alle im Hochformat gleicher Größe von 91 × 63 cm.
Die Acrylfarben werden lasierend aufgetragen
und ergeben erst in der Überlagerung
eine Fülle von Mischtönen. Bräunliche Flächen
sind zu sehen in subtilsten Farbabstufungen
zwischen lichtem Rosé oder Rosa-Braun über
Flieder-Brauntöne bis zu bräunlichem Blau-Violett,
selten auch gelb-orange oder grüne Bildgründe.
Auf diesen monochrom erscheinenden
Grundflächen, die von dünnen weißen Linienformationen
zerteilt werden, wimmelt es von
kleinen Blättern, Gräsern und anderen Teilchen,
es gibt aber auch weite, leere Flächen.
Was
sich durch die Kleinstformen und Leerflächen
als Wüstenlandschaft darbietet, wird von den
großen, weit ausgreifenden Linienmotiven mitunter
konterkariert. Die vermeintliche Landschaft
wird plötzlich umschlungen, eingewickelt
oder durchtrennt. Einige Landschaften
erscheinen als Fensterblick oder als vergrößerter
Ausschnitt. Der ersten Eindruck verändert
sich allmählich.
Auch bieten die wüstenähnlichen
Landstücke keine Tiefe. Der Blick pendelt
zwischen dem Vorder- und Hintergrund, die
zwei parallele Ebenen bilden. Die nach vorne
drängenden hellen Linien und Bänder lassen
den bräunlichen Hintergrund mitunter optisch
nachdunkeln.
Da die Schatten der Kleinformen
auf dem Untergrund in verschiedene Richtungen
fallen, sieht es so aus, als würden verschiedene
Lichtquellen das Bildmotiv beleuchten.
Große, quer liegende, spitze Schatten treten ins
Bildgeschehen ein und stellen neue formale
Bezüge her. Die hellen, beim Malen der Farblasuren
unterschiedlich ausgesparten Linien,
Bänder und Kleinformen geben der Gestaltung
Struktur und Muster, wie ein Ornament. Und
die Schatten treiben mit diesen Formen ein
besonderes Spiel, sie halten sie fest, lassen sie
fliegen oder unterqueren und hinterwandern
sie einfach. Auch gegenständliche Motive
werden erkennbar, wie etwa Türme, Spiralen,
Tiere oder Pflanzen.
Während die Augen dem
lebendigen Treiben zuschauen, entfalten die
bräunlichen Flächen mal eine heiter schwebende
Wirkung, mal entwickeln sie einen ins
Dunkle hinabziehenden Sog, dann wiederum
gleitet der Blick auf den glatten Flächen dahin
ohne Halt zu finden. Die indifferenten, schwer
zu beschreibenden Farben dieser Flächen
machen die eigentliche Bildwirkung aus.
p.s.: Mit diesem Text zu den Bildern, den ich 34 Jahre nach deren Entstehung schrieb, gebe ich die damaligen Gedanken zur Gestaltung wieder, die mir bis heute vertraut geblieben sind.
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 "Plantage" 1990
 "Briefe schreiben" 1990
 "Das Spiel geht weiter" 1990
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 "Schatten unter Ästen" 1990
 "Hallo" 1990
 "Vorsichtiges Herantasten" 1990
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 "Landeplatz" 1990
 "Spirale" 1990
 "Wilder Tanz" 1990
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